Honoré de Balzac

Abscheuliche Eigenschaft des Menschen! Es kann für ihn kein Glück geben, das nicht irgendeiner Unkenntnis entspringt.

Alle Schrecken, die Romandichter zu erfinden meinen, bleiben hinter der Wirklichkeit zurück.

Das Geld spielt erst dann eine Rolle, wenn die Liebe verflogen ist.

Das Leben ist eine Kette von Vergessenheiten.

Das Unglück ist eine Art Talisman, dessen Zauberkraft darin besteht, unser ursprüngliches Wesen stärker herauszubilden: es mehrt in manchen Menschen Bosheit und Misstrauen, und es steigert das Wohlwollen derer, die ein gütiges Herz besitzen.

Der Ehemann darf keiner einzigen Freundin seiner Frau trauen. gefunden von Gerhard Bendig

Der Mensch nimmt immer etwas von der Umwelt an, in der er lebt.

Der Misserfolg beweist uns immer, wie groß unsere Ansprüche waren.

Der Spötter ist immer ein oberflächliches und folglich grausames Wesen, er berücksichtigt überhaupt nicht den Anteil der Gesellschaft an der Lächerlichkeit, die er belacht, denn die Natur hat nur vernunftlose Tiere hervorgebracht, die Dummköpfe verdanken wir dem gesellschaftlichen Zustand.

Die Bürokratie ist ein gigantischer Mechanismus, der von Zwergen beherrscht wird.

Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich.

Die Gleichgültigkeit ist wie das Eis an den Polen: Sie tötet alles.

Die Hoffnung ist eine leichte, aber nahrhafte Kost.

Die Liebe ist der einzige Weg, auf dem selbst die Dummen zu einer gewissen Größe gelangen.

Die Menschen, die Gesellschaft, der Zufall, die Natur, Gott, so glaube ich, verkaufen uns die Liebe um den Preis der grausamsten Qualen.

Die Schönheit ist die größte menschliche Macht.

Die Unwissenheit ist die Mutter aller Verbrechen.

Egoismus ist das Gift der Freundschaft.

Ein Mensch ohne Leidenschaft, ein vollkommen gerechter, ist ein Ungeheuer, ein Halbengel, dem noch keine Flügel gewachsen sind.

Ein verfehlter Beruf verfolgt uns durch das ganze Leben.

Freundschaft ist ein Zustand, der besteht, wenn jeder Freund glaubt, dem anderen gegenüber eine leichte Überlegenheit zu haben.

Gleichheit mag vielleicht ein Recht sein, aber keine menschliche Macht kann sie in die Tat umsetzen.

Ich glaube, nur der liebe Gott darf Gutes tun, deshalb werden alle, die sich in seine Angelegenheiten mischen, so grausam bestraft.

In großen Krisen zerbricht das Herz oder wird zu Szahl.Katastrophen machen kluge und starke Menschen immer zu Philosophen.

Liebende zweifeln an nichts oder an allem.

Mit dem Beruf geht es wie mit der Ehe, man merkt das Störende darin schließlich nicht mehr so.

Unser Glück … ist immer nur zwischen den Fußsohlen und dem Kleinhirn zu finden.

Vielleicht ist die Liebe überhaupt nur Dankbarkeit für die Lust.

Wer etwas über die Geschichte der Welt erzählen möchte, der soll die Geschichte eines Hauses erzählen.

Wer viel redet, glaubt am Ende, was er sagt.

Wir zahlen schließlich sehr teuer, was wir anfangs gar nicht bezahlen.


französischer Schriftsteller, *Tours 20.5. 1799, gestorben in Paris 18.8. 1850; nach Bankrott als Verleger und Druckereiunternehmer in den Jahren 1825-27 bis kurz vor seinem Tod ständig in Schulden; arbeitete rastlos, lange unter dem Einfluss seiner mütterlichen Geliebten Madame de Berny. Balzac errang seinen ersten literarischen Erfolg 1829 mit dem Roman »Die Chouans…«. Sein Hauptwerk ist die »Comédie humaine« (»Menschliche Komödie«; erschienen 1829), ein groß angelegter Zyklus, der mit mehr als 90 Romanen und Novellen nur etwa zwei Drittel des geplanten Umfangs erreichte. Balzac gilt damit als Begründer des »soziologischen Realismus«. Glänzende Milieuschilderungen und lebensechte Porträts trotz Typisierung (Motivierung durch Machtstreben). Zu den bekanntesten Erzählungen und Romanen des Zyklus gehören: »Das Chagrinleder« (1831), »Oberst Chabert« (1832), »Die Frau von 30 Jahren« (1831-34), »Der Landarzt« (2 Bände, 1833), »Eugénie Grandet« (1834), »Vater Goriot« (1835), »Glanz und Elend der Kurtisanen« (1839-47), »Tante Lisbeth« (1846), »Vetter Pons« (2Bände, 1847); in der Nachfolge Rabelais‘ stehen: »Tolldreiste Geschichten« (3 Bände, 1832-37).
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