Michael Richter – Tod

Am Grab spricht der Priester dich aus.

Am Grab werden erfolgreiche Manager eilig gesprochen.

Auf ewig: Ich war!

Bei der Todesstrafe bekommt man nebenbei auch noch lebenslänglich.

Der modernde Mensch liebt weiße Gewänder.

Der Tod führt uns hinters Licht.

Der Tod wird sich auf dich legen wie der erste Frost auf das Buchenlaub. Hab also keine Angst!

Die letzte Bitte, nicht geköpft zu werden, wird meist abschlägig beschieden.

Du willst mich umbringen? Na, da will ich mal beide Augen zudrücken.

Ich erinnere mich nur noch dunkel an meinen letzten Tod.

Im Alter sollte man für den Tod vorsargen.

Lebendig sind wir hier, tot überall.

Haustiere wachsen zweisprachig auf.

Ich nehme dich beim Wort fest.

Im wahrsten Sinn des Wortes verliert sich seine heutige Bedeutung.

In der Kiste mit dem Wortschatz liegt auch der Schlüssel zum Selbst.

In der Sprachboutique sucht sich der Gedanke die richtigen Worte.

Irgendwann entdeckt man die Kellerstufen an den Sätzen.

Je spezieller das Werk, desto breiter die Ignoranz.

Lasst uns einander Sätze sagen, die sonnig und warm sind!

Lesen entlastet den Kopf.

Lest die Bücher, solange sie warm sind!

Lieber reindenken als reinreden Es ist schwer, nackte Formeln in Worte zu kleiden.

Man muss mit der Sprache spielen, sie ist noch ein Kind.

Manch einer lässt große Worte gelassen aus.

Manch großes Wort spricht man verlassen aus.

Manches Buch wird besprochen wie eine Warze, in der Hoffnung, es möge wieder verschwinden.

Manches ist leichter getan als gesagt.

Ohne Worte kann man mehr sagen.

Poesie ist eine Leiter ins Unerkennbare.

Primitive Begriffe greifen in Rudeln an.

Redenschreiber haben nichts zu sagen.

Redselig ist manch einer, redheilig keiner.

Schafft neue Wörter! Die alten reichen nicht mehr lange!

Schlimmer als üble Nachrede ist die übliche Vorrede.

Schriftsteller träumen vom Ausverkauf ihrer Ideen.

Selten wurde die englische Sprache so verhunzt wie durch das heutige Deutsch.

Sprache kann Wirklichkeit nicht beschreiben, nur bewältigen.

Sprache neigt bei Trivialitäten zur Klumpenbildung.

Unbedachte Äußerungen sind oft gut durchdacht.

Ungestüme Fragen nutzen das Fragezeichen als Enterhaken.

Unsere Lieder sind Flammen des verbrennenden Fleisches.

Unsere Sprache hat mit ihrer Selbstdemontage begonnen.

Unsere Sprache ist im Fluss. Geht sie baden?

Vergrab deinen Wortschatz nicht, teil ihn aus!

Von der Seite sehen Antworten wie Fragen aus.

Was du sagst, kann gegen dich gewendet werden.

Wehe, die Sprechspülung geht kaputt!

Wer Antworten provoziert, muss damit rechnen, dass sie ihn erschlagen.

Wir leben, damit die Sprache nicht ausgeht.

Wir leiden an gebrochener Sprache und akuter Wortentzündung.

Wortgeklingel? Das war einmal. Heute kreischen den ganzen Tag die Wortsirenen.