Michael Schmidt-Salomon

An Runden Tischen verliert man allzu leicht seine Kanten.

Anstößig sein, heißt: Anstöße geben.

Auch ein alter Esel bleibt ein Esel.

Auch goldene Ketten sind: Ketten.

Carpe diem: Es ist besser, den Jahren mehr Leben zu geben, als dem Leben mehr Jahre.

Das Elend des Homo consumens: Es gibt kein Mehr an Konsumgütern in einem Meer von Konsumgütern.

Das Erfolgsrezept der Comedy-Produzenten: Je enger die Stirn, desto breiter das Grinsen.

Das Gespräch über Bäume ist längst kein Verbrechen mehr, weil es das Schweigen über so viele Untaten aufbricht.

Das Projekt der Aufklärung endet nicht an den Pforten zur Ästhetik. Wir sollten über Geschmack streiten, denn ästhetische Dummheit ist so gefährlich wie jede andere Form der Dummheit auch.

Dass der Mensch nicht die Krone der Schöpfung sein kann, ist bewiesen: durch den Erfolg von Modern Talking und Wolfgang Petry.

Dass der Weise keine Eier habe, ist eine Erfindung magenkranker Kostverächter

Dass die Eisberge schmelzen, ist halb so schlimm, meinte die Kosmetikberaterin. Unser Make up ist wasserfest.

Der Anstreicher: Welches Leid mußte die Welt ihm zugefügt haben, daß er der Welt solches Leid zufügen konnte? Die Täter sind stets auchOpfer der Geschichte.

Der gesättigte Magen ist gerne tolerant. Ach, wie gerne toleriert er das Unrecht, das benötigt wird – zum Anrichten der fetten Speisen, die er so liebt.

Der Meinungsmarktbericht ist das Orakel,dem der moderne Politiker folgt.

Der modische Imperativ „Leben und Leben lassen“ wird dafür sorgen, dass viele ihr Leben werden lassen müssen.

Der Sinn des Lebens: ihn zu suchen. Der größte Unsinn: zu glauben, ihn gefunden zu haben.

Der sogenannte Realismus ist oftmals nur ein Beweis für mangelnde Phantasie.

Der Wille zur Ohnmacht: Rien ne va plus, nichts geht mehr!, kichern die fröhlichen Bankrotteure der Postmoderne, erleichtert, dass ihnen die schwere Bürde, Geschichte humaner zu gestalten, von der Schulter genommen wurde.

Die bessere Alternative: Heidenspaß statt Höllenqual!

Die Demokratie der Jetzigen ist eine Diktatur über die Zukünftigen

Die Dummheit unserer Ordnungshüter ist grenzenlos: Es wird der Tag kommen, an dem sie Künstler unter Quarantäne stellen, weil sie unter Polyphonie eine ansteckende Viruserkrankung vermuten.

Die Geburt der Vernünfte ist der Untergang der Vernunft.

Die Menschheit: eine tragisch-komische Spezies. Noch auf dem Weg zum Schafott machen wir uns Gedanken um die Altersversorgung.

Die Romantik: ein verzweifelter Aufschrei gegen die Neuzeit. Die Romantiker beseelten die Dinge, als der Kapitalismus begann, die Seelen zu verdinglichen.

Die Uniformierten sind die Uninformierten. Gebt ihnen einen kleinen Anlass – und es wird folgen: große Verwüstung

Die Wahrheit wird nicht zur Lüge, nur weil Lügner sie gebrauchen.

Die Welt wird nicht von skrupellosen Verbrechern, finstren Kapitalisten oder machtgierigen Despoten regiert, sondern von einer gigantischen, weltumspannenden RIESENBLÖDHEIT. Wer´s nicht glaubt, ist schon infiziert.

Erfolge der Wissenschaft (I): Den Philosophen haben sie ersetzt durch den Bürokraten, den Gedanken durch die Fußnote, den Geist durch den Aktenordner.

Erfolge der Wissenschaft (II): Unsere Sozialwissenschaften sind nicht sozial, unsere Geisteswissenschaften entbehren des Geistes und unsere Naturwissenschaften haben vieles im Sinne, nur nicht die Natur.

Es ist besser, Marx, Nietzsche oder Bakunin zu lesen, als Dieter Bohlen zu hören oder Verona Feldbusch in den Ausschnitt zu starren.

Es ist falsch, mit dem Zahnstocher an Probleme heranzugehen, wenn der Abbruchhammer verlangt wird.

Es ist nicht der Versuch der Realisation des derzeit Möglichen, sondern der Wille zur Utopie, zur Realisation des eigentlich Unmöglichen,der überhaupt noch reale Hoffnung auf Änderung versprechen kann angesichts der schieren Unabwendbarkeit der Katastrophe

Forschungsdesign – welch verräterisches Wort für die mietbaren Knechte der Wissenschaft.

Freiheit ist subversiv. Sie ist der Leitton jener Melodie, die die verkrusteten Verhältnisse zum Tanzen

Glück ist das Bewusstsein des Wachsens, das Streben danach der Motor der menschlichen Geschichte.

Hast Du nichts auszudrücken, was suchst du nach Ausdrücken? Auch Gedichte bedürfen des Gedachten.

Herrlicher Wandel der Zeiten! Der Hass ist verschwunden, heute tötet die Freundlichkeit. Die Unterdrücker sind verschwunden, geblieben ist uns: die Unterdrückung.

Jugend schützt vor Weisheit nicht.

Kunst unterliegt der normativen Kraft des Kontrafaktischen.

Mahler: Der Franz Kafka der Musik. Seine Größe liegt in seinem Scheitern, Bruckner zu werden.

Man spricht von „Vernunft“ – ich nenne es Konsensus der Dummheit!bringt.

Motto aller Inquisitoren: Du wirst dran glauben oder: dran glauben.

Musik kann die Welt verändern, aber nur, wenn die Welt die Musik verändert

Nicht jedes Ausbrechen aus der bürgerlichen, ist ein Aufbrechen in eine bessere Welt.

Nicht jeder, der gegen das Gesetz verstößt, ist ein Kämpfer für mehr Gerechtigkeit.

Nietzsche schrieb: Alle Lust will Ewigkeit! Empirisch gilt dies aber nur für kurze Zeit.

Nur dem Gleichgültigen erscheint alles gleichermaßen gültig.

Nur der Befriedigte findet Frieden,

Nur der Maßlose setzt Maßstäbe

Nur der Unwissende glaubt, das Bürgerliche schon überwunden zu haben, nur weil er schmutzige Finger hat und mit Bachschen Fugen nichts anzufangen weiß.

Originalität ist mangelnde Literaturkenntnis. Das gilt auch für diesen Satz.

Postmoderne: die bonbonfarbene Eintrittskarte zur großen Weltuntergangsparty.

Promis sind Scheinriesen. Je näher du an sie herankommst, desto kleiner werden sie.

Resignation ist eine Bankrotterklärung der Vernunft.Sind die Friedfertigen schon mit dem Frieden fertig?

Schwacher Trost für notleidende Künstler: Nicht jeder, der sich verkauft hat, lässt sich auch verkaufen.

Sein oder Bewusstsein?, das ist nicht die Frage. Idee und Materie sind Aspekte ein und desselben Prozesses.

Sinn erwächst aus Sinnlichkeit

Traum der Menschheit: Eine Welt, in der der Ellenbogen dazu genutzt würde, den Arm auszustrecken – dem Hilfesuchenden entgegen.

Über Wahrheit läßt sich nicht abstimmen. Sie liegt nur selten in der Mitte.Uns gelang das perfekte Verbrechen. Millionen erdrosselt von der unsichtbaren Hand des Marktes.

Unterhalten heißt nicht unten halten.

Vergeblicher Rat an deutsche Universitätsprofessoren: Wissenschaft sollte Wissen schaffen – nicht Müdigkeit.

Wahlspruch moderner Politiker: Ja, wir verändern alles, aber nur, wenn alles beim Alten bleibt.

Wahrheit wird nicht gefunden, sondern erfunden. Das heißt nicht, dass sie beliebig ist, denn es gibt gute und schlechte Erfindungen.

Was die RAF übersah: Lachen tötet wirksamer als Sprengstoffattentate.

Was wir sagen, ist nicht revolutionär neu. Aber würde man es ernst nehmen, hätte dies revolutionäre Konsequenzen, sprich: die Revolution zur Konsequenz.

Wer das Leiden nicht bekämpft, trägt Schuld am Leiden. Wer das Unrecht toleriert, begeht Unrecht.

Wer sich über andere erhebt, erniedrigt sich selbst.

Wer Zensur erlaubt, will Denken verbieten.

Wir leben in einem goldenen Zeitalter. Hinter uns die Barbarei. Vor uns der Abgrund.

Wir müssen das Bürgerliche über- und nicht unterschreiten.

Wir sind moderne Don Quixotes – mit einem Unterschied: Wir kämpfen nicht gegen, sondern für Windmühlen.

Wissenschaftssprache: die Perversion der Aufklärung. Sie führt nicht aus der Unmündigkeit heraus, sondern in sie hinein.

Zappa: Der Beweis, dass Musiker nicht unbedingt dümmere Menschen sind.

Zynismus ist Feigheit des Herzens.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors

 


Michael Schmidt-Salomon, Dr. phil, geboren 1967, ist freischaffender Philosoph und Schriftsteller, sowie Mitbegründer und Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, der viele renommierte Wissenschaftler, Philosophen und Künstler angehören. Laut dem „Global Thought Leader Index“ zählt er zu den „einflussreichsten Ideengebern im deutschsprachigen Raum“. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen finden sich die philosophischen Werke „“Hoffnung Mensch – Eine bessere Welt ist möglich“ (2014), „Jenseits von Gut und Böse – Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind“ (2009), „Leibniz war kein Butterkeks – Den großen und kleinen Fragen der Philosophie auf der Spur“ (2011) und „Manifest des evolutionären Humanismus – Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur“ (2006), die Streitschrift „Keine Macht den Doofen!“ (2012), der Roman „Stollbergs Inferno“ („ein philosophischer Groschenroman über die Hölle, die Revolte und das Absurde“, 2003), das satirische Lexikon „Die Kirche im Kopf – Von Ach Herrje! bis Zum Teufel“ (2007) sowie die Kinderbücher „Big Family – Die phantastische Reise in die Vergangenheit“ (2015), „Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel“ (2007), „Die Geschichte vom frechen Hund – Warum es klug ist, freundlich zu sein“ (2008) und „Susi Neunmalklug erklärt die Evolution – Ein Buch für kleine und große Besserwisser“ (2009). Die Bücher von Michael Schmidt-Salomon wurden im deutschsprachigen Raum über 250.000mal verkauft, zudem erschienen Übersetzungen u.a. in Polen, China, Südkorea, Italien und Schweden. 2013 erfüllte er sich einen Kindheitstraum, als er Max Kruse beim Schreiben des Urmelbuches „Urmel saust durch die Zeit“ unterstützte.

Einer breiteren Öffentlichkeit ist Schmidt-Salomon nicht nur als Autor, sondern auch durch öffentlichkeitswirksame Aktionen bekannt, u.a. leitete er die „Religionsfreie Zone: Heidenspaß statt Höllenqual!“ zum katholischen „Weltjugendtag“ in Köln (2005), die Kampagne „Wir haben abgeschworen!“ des Zentralrats der Ex-Muslime (2007), die Aktion „Evolutionstag statt Christi Himmelfahrt!“ im Darwin-Jahr 2009, den Heimkinderprotest „Jetzt reden wir!“ (2011) und die Aktion „Mein Ende gehört mir – Für das Recht auf Letzte Hilfe“ (2014). Schmidt-Salomon wurde in der Vergangenheit mehrfach ausgezeichnet (u.a. mit dem Topitsch-Preis der Kellmann Stiftung für Humanismus und Aufklärung). Als naturalistisch denkender Philosoph ist er häufig in Presse, Funk und Fernsehen vertreten. „Der Spiegel“ bezeichnete ihn einmal als „Deutschlands Chef-Atheisten“, was von einigen Medien übernommen wurde. Doch er selbst versteht sich weder als „Chef“ noch als „Atheist“, sondern vielmehr als „evolutionärer Humanist“, der (bis zum Beweis des Gegenteils!) die „elegante Hypothese“ vertritt, dass es im Universum „mit rechten Dingen“ zugeht, also weder Götter noch Dämonen, weder Hexen noch Kobolde, in die Naturgesetze eingreifen…
Quelle: http://www.schmidt-salomon.de/homepage.htm