Robert Schumann

Aller Passagenkram ändert sich mit der Zeit. Nur, wo die Fertigkeit höheren Zwecken dient, hat sie Werth.

Alles Modische wird wieder unmodisch. Und treibst du’s bis in das Alter, so wirst du ein Geck, den Niemand achtet.

Auf das die Seele sich verschöne, gab uns der Himmel die Musik.

Bemühe dich, leichte Stücke gut und schön zu spielen. Es ist besser, als schwere mittelmäßig vorzutragen.

Die Bildung des Gehörs ist das Wichtigste.

Die Gesetze der Moral sind auch die der Kunst.

Du musst es so weit bringen, dass du eine Musik auf dem Papier verstehst.

Du sollst schlechte Kompositionen weder spielen, noch, wenn du nicht dazu gezwungen bist, sie anhören.

Erfolg bedingt lebenslanges Lernen.

Erhebt euch nicht über Regeln, die ihr noch nicht gründlich verarbeitet habt.

Es ist des Lernens kein Ende.

Es kann einem nichts Schlimmeres passieren, als von einem Halunken gelobt zu werden.

Fängst du an zu komponieren, so mache alles im Kopf. Die Finger müssen machen, was der Kopf will, nicht umgekehrt.

Hinter den Bergen wohnen auch Leute. Sei bescheiden! Du hast noch nichts erfunden und gedacht, was nicht Andere vor dir schon gedacht und erfunden. Und hättest du’s, so betrachte es als ein Geschenk von Oben, was du mit Anderen zu teilen hast.

Höre fleißig auf alle Volkslieder; sie sind eine Fundgrube der schönsten Melodien und öffnen dir den Blick in den Charakter der verschiedenen Nationen.

Klimpere nie. Spiele immer frisch zu und nie ein Stück halb.

Lass dich durch den Beifall, den sogenannte große Virtuosen oft erringen, nicht irre machen. Der Beifall der Künstler sei dir mehr wert, als der des großen Haufens.

Lerne frühzeitig die Grundgesetze der Harmonie.

»Melodie« ist das Feldgeschrei der Dilettanten, und gewiss, eine Musik ohne Melodie ist gar keine. Verstehe aber wohl, was jene darunter meinen; eine leichtfassliche, rhythmisch gefällige gilt ihnen allein dafür. Es gibt aber auch andere anderen Schlages, und wo du Bach, Mozart, Beethoven aufschlägst, blicken sie dich in tausend verschiedenen Weisen an: Des dürftigen Einerlei’s namentlich neuerer italienischer Opernmelodien wirst du hoffentlich bald überdrüssig.

Ohne Enthusiasmus wird in der Kunst nichts Rechtes zuwege gebracht.

Sieh dich tüchtig im Leben um, wie auch in andern Künsten und Wissenschaften.

Singe fleißig im Chor mit, namentlich Mittelstimmen. Dies macht dich musikalisch.

Spiele aber immer, als hörte dir ein Meister zu.

Spiele fleißig Fugen guter Meister. Bachs »Wohltemperiertes Klavier« sei dein täglich Brot.

Spiele im Takte. Das Spiel mancher Virtuosen ist wie der Gang eines Betrunkenen. Solche nimm dir nicht zum Muster.

Urteile nicht nach dem Erstenmalhören über eine Komposition; was dir im ersten Augenblick gefällt, ist nicht immer das Beste. Meister wollen studiert sein. Vieles wird dir erst im höchsten Alter klar werden.

Verlieh dir der Himmel eine rege Phantasie, so wirst du in einsamen Stunden wohl oft wie festgebannt am Flügel sitzen, in Harmonien dein Inneres aussprechen wollen, und um so geheimnisvoller wirst du dich wie in magische Kreise gezogen fühlen, je unklarer dir vielleicht das Harmonieenreich noch ist. Der Jugend glücklichste Stunden sind diese. Hüte dich indessen, dich zu oft einem Talent hinzugeben, das Kraft und Zeit gleichsam an Schattenbilder zu verschwenden dich verleitet. Die Beherrschung der Form, die Kraft klarer Gestaltung gewinnst du nur durch das feste Zeichen der Schrift. Schreibe also mehr, als du phantasirst.

Versäume keine Gelegenheit, dich auf der Orgel zu üben. Es gibt kein Instrument, das am Unreinen uns Unsauberen im Tonsatz wie im Spiel also gleich Rache nähme als die Orgel.

Viel Spielen in Gesellschaften bringt mehr Schaden, als Nutzen. Sieh dir die Leute an; aber spiele nie etwas, dessen du dich in deinem Innern zu schämen hättest.

Von deinen musikalischen Studien erhole dich fleißig durch Dichterlektüre.

Von Sängern und Sängerinnen lässt sich Manches lernen, doch glaube ihnen auch nicht alles.

Wenn du spielst, kümmere dich nicht darum, wer dir zuhört.

 

 


Robert Schumann (* 8. Juni 1810 in Zwickau; † 29. Juli 1856 in Endenich bei Bonn, heute ein Ortsteil des gleichnamigen Stadtbezirks der Bundesstadt Bonn) war ein deutscher Komponist und Pianist der Romantik (der öfter angegebene zweite Vorname Alexander ist nicht belegt). Er war der Ehemann von Clara Schumann, geborene Wieck.
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