Bruno Ziegler

Aphorismen schreiben ist die Kunst, das zu verschweigen, was nichts besagt…

Auch Gefühle sterben, erwürgt in der Schlinge der Nähe…

Das Herz schlägt… Mich. Zu Tode…

Die Dinge sind gar nicht so, wie die Sprache sie umschreibt…

Die Frau reift reifer…

Die ganze Sprache ist dort, wo geschwiegen wird…

Die Hauptursache der Schlaflosigkeit sind die Nächte…

Die Idee der Lüge war wohl der Ursprung der Sprache…

Die Ironie trägt die Farbe der Rose…

Die Komik des Lebens ist nicht lustig… Sie ist lächerlich…

Die Meinungsfreiheit zwingt mich zur Schweigepflicht…

Die schlimmsten Parasiten sind diejenigen, die immer etwas geben wollen…

Die Stunde der Wahrheit schlägt… Aufs Maul…

Die Zukunft schreitet voran, dem Menschen hinterher…

Erinnerungen leben nicht lange… Sie sterben bloß langsam…

Grabinschrift: Seine Zeit kam, obwohl er sein Leben lang versuchte, sie totzuschlagen…

Ich habe den Glauben an das Wort verloren. Eine minderjährige Hochstaplerin aus dem Internet gab ihn mir wieder…

Ich schreibe so kurz, um das Thema nicht zu verfehlen…

Ich wollte die Nachrichten verfolgen… Jetzt verfolgen sie mich…

Im Dunkeln sind Worte pantomimisch hell…

Jeder Morgen ist der letzte Versuch, das Leben neu zu beginnen…

Manche leben ihrer Wirklichkeit so fern, dass sie ohne Fernbedienung nicht leben können…

Mit dem technischen Fortschritt hat der Mensch die Zukunft überholt… Jetzt hat er keine mehr…

Mit der Zeit wird die Geduld immer aufdringlicher…

Mit leeren Händen ballen sich die Fäuste von alleine…

Mit Männern ist die Frau nicht immer so anspruchsvoll wie mit Schuhen…

Nachts zeigt die Frau ihr wahres Gesicht. Tagsüber trägt sie es unter dem Make-up…

Schau mir in die Augen, und ich sage dir, was du nicht siehst…

Überlege nicht. Denke!

Und die Hamlets-Frage heute: haben oder nicht haben…?

Wechsel des Blickwinkels: Das ist nicht das Schielen der Augen, sondern des Gehirns…

Wenn Fahnen aus den Fenstern hängen, hängt etwas in der Luft…

Wohlstand: Hungrig mit vollem Magen…

Worte wie Humor und Melancholie lösen sich in meinen Ideen ab wie Synonyme…

Wozu eigentlich Gedanken schreiben? Kein Mensch kann Gedanken lesen…

Die Aphorismen stammen aus dem Werk ‚Sprachpantomime‘. Mit freundlicher Genehmigung des Autors

 


Bruno Ziegler (* 1960) deutscher Autor