Berthold Auerbach

Bei allem schweren Denken in die Ferne fordern die Gegenwart und der Tag ihr Recht.

Der brave Mensch grämt sich weit mehr über ein Unrecht, das er getan hat, als über ein solches, das ihm angetan wurde.

Der Empfindsame ist der Waffenlose unter lauter Bewaffneten.

Der Gebildete hat ein bewaffnetes Auge.

Der untrüglichste Gradmesser für die Herzensbildung eines Volkes und eines Menschen ist, wie sie die Tiere betrachten und behandeln.

Die Liebe ist einäugig, aber Hass gänzlich blind.

Ein bis zum Stolz gehendes Selbstbewusstsein, wenn es recht gelenkt ist, kann ein sicheres Moralprinzip werden.

Eine Idee muss Wirklichkeit werden können oder sie ist eine eitle Seifenblase.

Es gibt Gefahren, denen zu entfliehen nicht Feigheit ist, sondern höchster Mut, die Kraft, sich selbst zu besiegen.

Es gibt Menschen, die sich auch innerlich kleiden, wie es die Mode heischt.

Man wünscht viel, was einem nicht recht wär‘, wenn‘s nachher in Erfüllung ginge.

Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden, da die Seele spricht.

Unruhe ist der ärgste Dämon im Leben.

Von allen Qualen, die den Menschen heimsuchen, ist die Selbstverachtung die höchste.

Was wäre die Erfüllung der Pflicht, wenn sie kein Opfer kostete?

Wenn man verheiratet ist, ist‘s aus und vorbei mit dem Eigenwillen.Wer Hass und Verachtung in der Seele trägt, ist schwer belastet und kann nie frei aus sich atmen.

Wer keine Freude an der Welt hat, an dem hat die Welt auch keine Freude.

Wer nicht mit dem zufrieden ist, was er hat, der wäre auch nicht mit dem zufrieden, was er haben möchte.


Berthold Auerbach, eigentlich Moses Baruch Auerbacher, (* 28. Februar 1812 in Nordstetten (heute Ortsteil von Horb); † 8. Februar 1882 in Cannes) war ein deutscher Schriftsteller. Verfechter jüdischer Emanzipation, schrieb „Schwarzwälder Dorfgeschichten
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