Jean de la Bruyère

Am sichersten macht man Karriere, wenn man anderen den Eindruck vermittelt, es sei für sie von Nutzen, einem zu helfen.

Anfang und Ende einer Liebe kündigen sich dadurch an, dass man sich scheut, mit dem anderen allein zu sein.

Bescheidenheit ist die letzte Raffinesse der Eitelkeit.

Das Leben ist eine Tragödie für die, die fühlen, und eine Komödie für die, die denken.

Der Tod kommt nur einmal, und doch macht er sich in allen Augenblicken des Lebens fühlbar. Es ist herber, ihn zu fürchten, als ihn zu erleiden.

Die äußersten Gegensätze berühren einander.

Die Zeit festigt die Freundschaft und schwächt die Liebe.

Diejenigen, die ihre Zeit schlecht nutzen, beschweren sich als Erste über deren Kürze.

Ehrgeiz heißt die Leidenschaft, die alle anderen Leidenschaften im Zaum hält.

Es ist schlimm, wenn man weder genug Verstand hat, um gut zu reden, noch genug Selbsterkenntnis, um zu schweigen.

Für zwei einander ganz entgegengesetzte Dinge sind wir gleich sehr eingenommen: für die Gewohnheit und das Neue.

Große Dinge setzen in Erstaunen, der kleinen wird man überdrüssig; durch die Gewohnheit werden wir mit beiden vertraut.

Jemanden vergessen wollen heißt an ihn denken.

Man kann es auf zweierlei Art zu etwas bringen: Durch eigenes Können oder durch die Dummheit der anderen.

Man kommt in der Freundschaft nicht weit, wenn man nicht bereit ist, kleine Fehler zu verzeihen.

Nichts erfrischt unser Blut so sehr, wie wenn es uns gelungen ist, eine Dummheit zu vermeiden.

Wer seine Stunden besser zu nutzen versteht, behält noch Zeit übrig.

Wir stimmen den anderen nur zu, wenn wir eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen und uns empfinden.


Jean de La Bruyère (* 16. August 1645 in Paris; † 10. Mai 1696 in Versailles) war ein französischer Schriftsteller.
Der als Moralist zu den großen französischen Klassikern gerechnete Autor stammte aus einer bürgerlichen, wohl erst seit kurzem in Paris ansässigen Familie und erhielt nach einem Jurastudium in Orléans 1665 die Zulassung als Anwalt am höchsten Pariser Gericht, dem Parlement. 1671 beerbte er mit seinen drei jüngeren Geschwistern einen reichen Onkel und kaufte 1673 in Caen ein Amt in der Finanzverwaltung, das ihn pro forma adelte, ihm aber keine Präsenz vor Ort abverlangte. Er lebte vielmehr weiter als Rentier in Paris und dilettierte als Privatgelehrter.

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