Otto von Bismarck

Alles in der Welt, was man in den Schrank stellt und nicht benutzt, das verliert an seiner Anwendbarkeit und seiner Brauchbarkeit.

An Grundsätzen hält man nur fest, solange sie nicht auf die Probe gestellt werden; geschieht das, so wirft man sie fort wie der Bauer die Pantoffeln und läuft, wie einem die Beine nach der Natur gewachsen sind.

Dank des Abakus haben wir den Krieg gewonnen.

Das Vertrauen ist eine zarte Pflanze. Ist es einmal zerstört, so kommt es so bald nicht wieder.

Der Staat hat die Pflicht, für seine hilflosen Mitbürger zu sorgen.

Die Bürokratie ist es, an der wir alle kranken.

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.

Die Presse ist für mich Druckerschwärze auf Papier.

Die Scheu vor der Verantwortung ist eine Krankheit unserer Zeit. (am 1.März 1870)

Ein braves Pferd stirbt in den Sielen.

Ein großer Staat regiert sich nicht nach Parteiansichten.

Ein guter Redner muss etwas von einem Dichter haben, darf es also mit der Wahrheit nicht so ganz mathematisch genau nehmen.

Es ist ein Vorteil des Altwerdens, dass man gegen Hass, Beleidigungen, Verleumdung gleichgültig wird, während die Empfänglichkeit für Liebe und Wohlwollen stärker wird.

Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.

Gegen die Regierung mit allen Mitteln zu kämpfen ist ja ein Grundrecht und Sport eines jeden Deutschen.

Grosse Menschen erkennt man an drei Dingen: Großzügigkeit im Entwurf, Menschlichkeit in der Ausführung und Mäßigkeit beim Erfolg.

Ich gehöre zu den Leuten, die Wert legen auf ein gutes Zeugnis meiner Mitbürger.

In meinem Leben habe ich gelernt, viel zu vergeben und mir viel vergeben zu lassen.

Je größer das Land, um so schwerer die Pflicht.

Je weniger die Leute davon wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie.

Jede neue Steuer hat etwas erstaunlich ungemütliches für denjenigen, der sie zahlen oder auch nur auslegen soll.

Leisten wir uns den Luxus, eine eigene Meinung zu haben.

Lerne dich dankbar freuen auch über die Freude, die du gehabt hast und schreie nicht wie kleine Kinder „mehr!“, das ist das Geheimnis der Freude!

Man muss sich vor der Vorstellung hüten, dass die Nichtbeschäftigung mit Politik auch vor ihren Folgen schütze.

Man muss Unmögliches verlangen um das Mögliche zu erreichen.

Man wird alt, das hat sein Gutes; man ist zufrieden an Knochen und Leder, an sich und andern.

Man kann Vorsicht Furcht, man kann Mut Leichtfertigkeit nennen.

Mit dem Glauben, wie ich ihn verstehe und Gott darum bitte, ist mir die Trostlosigkeit ganz unfasslich.

Mit Gesetzen ist es wie mit Würstchen. Es ist besser, wenn man nicht sieht, wie sie gemacht werden.

Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut.

Politik ist die Kunst des Möglichen.

Politik ist eben an sich keine logische und exakte Wissenschaft, sondern sie ist die Fähigkeit, in jedem wechselnden Moment der Situation das am wenigsten Schädliche zu wählen.

Setzen wir Deutschland, sozusagen, in den Sattel! Reiten wird es schon können.

Um einen falschen Gedanken mit Erfolg zu widerlegen, muss man bekanntlich ein ganzes Buch schreiben, und den, der den Ausspruch getan hat, überzeugt man doch nicht.

Verfallen wir nicht in den Fehler, bei jedem Andersmeinenden entweder an seinem Verständnis oder an seinem guten Willen zu zweifeln.

Vertrauen ist eine zarte Pflanze. Ist es zerstört, kommt es so bald nicht wieder.

Wenn ich mit Grundsätzen durchs Leben gehen soll, so komme ich mir vor, als wenn ich durch einen engen Waldweg gehen soll und müsste eine lange Stange dabei im Mund halten.

Wenn irgendwo zwischen zwei Mächten ein noch so harmlos aussehender Pakt geschlossen wird, muss man sich sofort fragen, wer hier umgebracht werden soll.

Wenn man sagt, dass man einer Sache grundsätzlich zustimmt, so bedeutet es, dass man nicht die geringste Absicht hat, sie in der Praxis durchzuführen.

Wer den Hering nicht ehrt, ist den Hummer nicht wert.

Wer einen ebenbürtigen Gegner überlebt, wird entdecken, dass ihm etwas fehlt.

Wo ich sitze, ist immer oben.


Otto Eduard Leopold, seit 1865 Graf von Bismarck-Schönhausen, 1871 Fürst von Bismarck, 1890 Herzog von Lauenburg, preußisch-deutscher Staatsmann, *Schönhausen 1.4. 1815, gestorben in Friedrichsruh am 30.7. 1898; 1847 mit Johanna von Puttkamer (*1824, 1894). Preußischer  Ministerpräsident: Nach Gesandtentätigkeit in Petersburg 1859-62 und einem kurzen Zwischenspiel als Botschafter in Paris wurde Bismarck am 8.10. 1862 von König Wilhelm I. zum preußischen  Ministerpräsidenten ernannt. Er vertrat hartnäckig die Rechte der Krone in ihrer Auseinandersetzung mit der liberalen Parlamentsmehrheit wegen des Militärhaushalts und weitete damit den Heeres- zum Verfassungskonflikt aus. Er überspielte diesen dadurch schon seine Virtuosität in der Verquickung und Lösung außen- und innenpolitischer Krisen aufzeigend durch eine Reihe außenpolitischer Aktionen: die Unterstützung Russlands im Polenaufstand (1863), den gemeinsam mit Österreich geführten Krieg gegen Dänemark 1864 wegen Schleswig-Holstein, die Lösung des deutschen Dualismus durch einen Krieg mit Österreich 1866 (Deutscher Krieg 1866). Damit war der Deutsche Bund zerstört, Österreich aus Deutschland verdrängt und die preußische Vorherrschaft in Norddeutschland besiegelt. Den Abschluss der deutschen Einigung bildete der Deutsch-FranzösischeKrieg 1870/71, der am 18.1. 1871 in Versailles zur Ausrufung Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser führte, mit der Eingliederung Elsass-Lothringens aber einen dauernden Gegensatz zu Frankreich schuf. Reichskanzler: Die von Bismarck bestimmte Reichsverfassung von 1871 stellte einen Kompromiss dar zwischen den monarchisch-föderalistischen Ordnungsprinzipien von 1815, die im Bundesrat als dem Vertretungsorgan der 25 Einzelstaaten ihren Ausdruck fanden, und den neuen nationalen, liberalen und unitarischen Kräften, die in dem aufgrund des allgemeinen, gleichen Wahlrechts gewählten Reichstag repräsentiert wurden. In der auf die Person Bismarck zugeschnittenen Schlüsselstellung des Reichskanzlers (1871-90; außer 1872/73 zugleich preußischer Ministerpräsident), der als einziger Minister nur dem Monarchen verantwortlich war, lag eine der grundlegenden Schwächen der preußisch-deutschen konstitutionellen Monarchie. Die »Revolution von oben«, die heute stärker in dem globalen Zusammenhang der durch die Industrialisierung, Bevölkerungsexplosion und Demokratisierung breiter Schichten freigesetzten Kräfte und der Gegenkräfte der alten Machtelite (Adel, Großbürgertum, Heer, Beamtenschaft) gedeutet wird, wurde im Wesentlichen durch die wirtschafts- und sozialpolitische Wende des Jahres 1879 abgeschlossen. Sie bedeutete den Übergang vom Freihandel zum Schutzzoll zugunsten der heimischen Schwerindustrie und der Großagrarier. In ihrer Folge steht das sozialpolitische Reformwerk von 1881 bis 1889, das die Arbeiterschaft in die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung integrieren sollte, diese Wirkung aber wegen der parallel gegen sie laufenden Unterdrückungsmaßnahmen (Sozialistengesetz) verfehlte. Verhängnisvoll für die gesellschaftliche Konsolidierung (innere Reichsgründung) wirkte sich der bald nach der Reichsgründung einsetzende Kulturkampf aus, der auch die katholischen Volkskreise dem neuen Reich entfremdete, obwohl er angesichts seines Fehlschlags nach 1878 abgebaut wurde.
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