Rainer Kaune

Über das Ich

Kultiviere dein Ich!

Verwebe dich mit der Welt und bleibe dennoch deutlich erkennbar!

Wer sich beim Selbsterkennen zu klein macht, hemmt sein Größerwerden.

Auf dem Selbstfindungs-Pfad kann man sich auch verlieren.

Tag für Tag pflegen und reinigen wir unseren Leib. Doch wann pflegen und reinigen wir unsere Seele?

Das Ich ist kein Zustand, sondern ein Ziel, und zwar ein solches, das ein ständiges Unterwegssein erfordert. Dort, wo das Voran fehlt, ist Stillstand da, Zerfall nicht fern, der Tod bereits am Wirken. – Daher: Seien wir Lebende! Bekennen wir uns zum Weiter!

Über das Miteinander

Bleib nicht stecken im Ich, denn im Du und im Wir liegt das menschliche Glück.

Wir Menschen sehnen uns immer. Und das Hauptziel der Sehnsucht, das heißt Geborgenheit.

Niemand findet zu sich selbst, wenn er den Weg zu anderen meidet.

Sei Mitmensch! Alles andere kommt erst danach.

Die Lunge braucht Sauerstoff, und die Seele braucht Menschen.

Begleitende Menschen bleiben uns allen zeitlebens Bedürfnis.

Kein Licht leuchtet hell, wenn ich einsam bin.

Blumen erfrieren bei Frost. Die Seele erfriert bei Lieblosigkeit.

Pflanzen gedeihen nur in angemessener Umgebung. Menschen auch.

Je individueller der Mensch, desto kleiner die Schar der verwandten Seelen.

Über die Freundschaft

Freundschaft ist Ich-Erweiterung. Sie wirft Licht; sie gibt Halt; sie hält den Spiegel vor; sie erzieht; sie lebt aus Glauben und Treue; sie atmet im Gespräch.

Die Freundschaft fällt von keinem Himmel. Erworben will sie sein und ist keine Sache für Eilige, Sprunghafte, Halbherzige, Kurzerglühte.

Freundschaft braucht aktive Seelen.

Zum Tun für den andern bereit sein, auch und gerade wenn es Mühe macht, das ist Freundschaft.
Der Kaufmann trägt ein in die Spalten Soll und Haben. Der Freund nicht.

Über die Liebe

Wer liebt, blüht auf.

Liebe vertraut, bejaht umfassend, gibt unbeschränkt, teilt ganz sich mit, mildert Besorgnis und Schmerz, sieht Fehler nicht an, verdunkelt sich nicht auf länger, widersteht der Zeit, erhöht das Leben.

Grundlage der Liebe: Sieh ab vom Ich! Sieh hin aufs Du!
Ich bin für dich da und du bist für mich da. – Was kann es Schöneres geben?

Über das Glück

Glück lässt die Seele blühen.

Es ist nie zu früh, mit dem Sichfreuen und Glücklichsein anzufangen.

Der richtige Augenblick zum Glücklichsein ist jetzt.

Kleines Glück ist auch Glück.

In der Einstellung gründet das Glück.

Wer mit trüben Augen sieht, dem scheint nichts erfreulich.

Durch die Brille der Selbstverständlichkeit ist kein Glück zu sehen.

Das Glück braucht eine Leistung. Es will nicht erschlafen, sondern erworben werden.

Das Schöne vergeht nie ganz, denn es geht in die Erinnerung ein.

Über die Lebensgestaltung

Lebenslust ist gut, Lebensgier ist schlecht.

Das Leben hat Aufgabencharakter, und die bedeutsamsten Aufgaben, die warten auf uns im menschlichen Miteinander, in der Arbeit und in der Kultur.

Unsere Welt ist eine Welt der Möglichkeiten. Inmitten wir Menschen. Aufgerufen, ein Leben lang zu erwägen, zu ergreifen, zu verwerfen. Wir vermögen dies, weil wir Teil am Geiste haben. Und wo Geist ist, ist auch Freiheit. Lebenskunst ist, mit der menschlichen Freiheit auf bestmögliche Art umzugehen.

Die wichtigsten Leitlinien der Lebenskunst: Bilde dein Ich aus! Halte Gemeinschaft! Glaube an eine höhere Wahrheit!

Humor, Weisheit und Glaube sind die Kennzeichen der geistigen Freiheit.

Bewährungshintergrund der Lebenskunst ist die unablässig verrinnende Zeit, mit der unser Leben davongeht.

Vertane Zeit, das ist verkürztes Leben.

Der Mensch spiegelt sich in den Resultaten seines Lebens.

Wer sich freudig müht, dem wächst viel Kraft zu.

Drei Buchstaben läuten den Erfolg ein: „Ran!“

Der kleine Selbstbefehl „Weiter!“ kann schönste Erfolge einleiten.

Wer groß von sich denkt, kann Großes schaffen.

Lerne von der Vergangenheit, baue an der Zukunft und lebe in der Gegenwart!

Du suchst Lehrer von Format? – Mach gute Bücher auf!

Erfahrung, Lektüre und eigenes Denken bringen voran.

Wer lernt, der wächst.

Wer nachdenkt ist dankbar, denn das Leben macht Geschenke über Geschenke.

Wer nur nach außen lebt, macht seelisch Bankrott.
Das Leben gleicht dem Hochgebirgsklettern: Es kostet Kraft, verlangt Geschick, bringt Gefahren, bietet Schönes, ermöglicht Triumphe.

Über das Starkbleiben

Die Leiden begrübeln heißt sie vergrößern.

Wer Courage bewahren will, hat oft zu verdrängen.

Schwarze Gedanken sind wilde Dämonen. Sie rauben die Ruhe, zerrütten die Gesundheit, untergraben die Freude am Leben. Von größter Wichtigkeit daher der Rat: Grüble nicht dunkel vor dich hin!

Dunkle Gedanken tröpfeln dir Gift in die Seele; doch helle Gedanken bauen dich auf.

Die Gedanken bändigen heißt das Leben steuern; denn wie wir denken und meinen, so fühlen wir auch. Und unser inneres Gestimmtsein beeinflusst alles.

Seien wir ständig bemüht, uns von allem zu entgiften, was entmutigend niederziehen will!

Nicht sinnlos hadern, wenn sich das Leben verdunkelt, sondern Ausschau halten nach neuem Licht!

Wenn’s dich schüttelt und rüttelt, dann gilt: Kein Selbstmitleid! Ertragen! Rücken gerade! Kopf hoch! Weiter!

Hoffnung ist eine große Arznei.

Über das Sehnen nach Gott

Es verlangt uns Menschen nach einem bleibenden Sinn jenseits aller irdischen Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit.


Rainer Kaune (* 1945)
Lebenslauf – Skizze:
1945 in Bückeburg geboren; dort Besuch der Grund- und Realschule
1962 – 1969 Beamter der „gelben“ Post; viele Arbeitsorte (u. a. Stadthagen, Hannover, Düsseldorf)
1965 – 1966 Wehrdienst als Radarflugmelder der Luftwaffe; Stationierungsorte: Lagerlechfeld/Oberbayern und Aurich/Ostfriesland
1969 – 1972 Lehrerstudium (nach vorhergehender „Begabtensonderprüfung“) in Hannover; selbst gewählte Studienschwerpunkte: Geschichte, Psychologie, Philosophie
1972 – 2008 Lehrer im Landkreis Diepholz; wichtige Schulorte: Sulingen, Affinghausen, Schwaförden, Scholen
1974 – 1977 Zusatzausbildung in „Individualpsychologie“ am Alfred-Adler-Institut in Delmenhorst
Seit 1981 Eintrag in Kürschners Deutschem Literaturkalender
Seit 1982 Wohnort Bassum; dort auch verheiratet; Tätigkeit der Ehefrau: selbstständige Geschäftsfrau in der Uhren- und Schmuckbranche
Bis heute über 150 Veröffentlichungen; ungezählte Vortragsreisen zwischen Meer und Alpen
Hauptinteressen: Persönlichkeitsbildung, Kulturanalyse, literarisches Schreiben
Meine weltanschauliche Grundierung holte ich mir bei Philosophen, Psychologen und Literaten.
Die literarischen Gattungen, die mich am meisten interessieren: Aphorismus, Maxime, Essay und literarisches Porträt
Als Motto meines Lebens möchte ich formulieren: Humor, Weisheit und Glaube sind die Kennzeichen der geistigen Freiheit.
Meine Grundüberzeugung ist: Leben hat Aufgabencharakter. Und die bedeutsamsten Aufgaben, die warten auf uns im menschlichen Miteinander, in der Arbeit und in der Kultur. Bewähren wir uns auf diesen Feldern, so ist Sinnhaftigkeit weitgehend gegeben und eine geistig-seelische Stabilität nahezu immer erreicht. Anders gesagt: Blicken wir dann auf das Ganze unseres Lebens, so sehen wir akzeptable Ergebnisse und sind ganz innen doch recht beruhigt.
Hauptmaximen: Bilde dein Ich aus, halte Gemeinschaft, sei tätig und produktiv, glaube an eine höhere Wahrheit! „Leben“ ist für mich Lesen, Lernen, Leisten, Lehren, Leiden und Lieben.
Man sieht: Alles Wichtige fängt für mich mit „L“ an.
Quelle: www.rainer-kaune.de – Mit freundlicher Genehmigung des Autors