Jean Paul

Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde.

Darauf sag er gen Himmel, nannte Gott zwei Mal du und schwieg lange.

Das Alter ist nicht trübe, weil darin unsere Freuden, sondern weil unsere Hoffnungen aufhören.Das ganze Jahrhundert ist ein Wettrennen nach großen Zielen mit kleinen Menschen.

Das Ansehen der Großen beruht auf der Ehrfurcht der Kleinen.

Das große unzerstörbare Wunder ist der Menschenglaube an Wunder.

Das Leben gleicht einem Buch: Toren durchblättern es flüchtig; Der Weise liest es mit Bedacht, weil er weiß, das er es nur einmal lesen kann.

Das Lesen nimmt so gut wie das Reisen die Einseitigkeit aus dem Kopfe.

Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation.

Der Besitz macht uns nicht halb so glücklich, wie uns der Verlust unglücklich macht.

Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.

Der Hauptfehler des Menschen bleibt dass er so viele kleine hat.

Der Mensch wird wie der Stahl hart – durch öfters Abkühlen nach Erhitzung.

Der schönste, reichste, beste und wahrste Roman, den ich je gelesen, ist die Geschichte.

Der Spaß ist unerschöpflich, nicht der Ernst.

Der Unglückliche braucht Tätigkeit wie der Glückliche Ruhe.

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.

Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.

Die Leiden sind wie Gewitterwolken: In der Ferne sehen sie schwarz aus, über uns grau.

Die Liebe ist das Leben des Weibes, aber eine Episode im Leben des Mannes.

Die Menschen verraten ihre Absichten nie leichter und stärker, als wenn sie sie verfehlen.

Die schlimmsten Fehler werden gemacht in der Absicht, einen begangenen Fehler wieder gutzumachen.

Die Zeit ist eine Larve der Ewigkeit.

Eine Ehe wird nicht glücklich durch Liebe, sondern durch Vernunft.

Fern von Menschen wachsen Grundsätze, unter ihnen Handlungen.

Gegen das Fehlschlagen eines Planes gibt es keinen besseren Trost, als auf der Stelle einen neuen zu machen oder bereitzuhalten.

Heiterkeit und Frohsinn die Sonne, unter der alles gedeiht.

Humor ist überwundenes Leiden an der Welt.

Im Urteil über andere Spricht der Mensch sich immer sein eigenes,

Je mehr man Menschen kennt, desto weniger schildert man Individuen.

Je mehr Schwäche, je mehr Lüge. Die Kraft geht gerade.

Jeder Mensch glaubt, er sei unter allen der wichtigste, der beste; aber nur der Narr und der Dummkopf haben den Mut, es zu sagen.

Kinder sagen unzählige zarte Gefühle heraus, die die Erwachsenen auch haben, aber nicht sagen.

Kinder und Uhren dürfen nicht ständig aufgezogen werden, man muss sie auch gehen lassen.

Man gibt seine Kinder auf die Schule, dass sie still werden, auf die Hochschule, dass sie laut werden.

Man kann einen seligen, seligsten Tag haben, ohne etwas anderes dazu zu gebrauchen als blauen Himmel und grüne Erde.

Minderheiten sind die Minderheiten der nächsten Generation.

Mit einer Kindheit voll Liebe kann man ein halbes Leben hindurch für die kalte Welt haushalten.

Mütter, seid Väter, möchte man zurufen und: Väter seid Mütter.

Mut besteht nicht darin, dass man die Gefahr blind übersieht, sondern darin, dass man sie sehend überwindet.

Nicht unser Hirn, sondern unser Herz denkt den größten Gedanken.

Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist.

Nur Reisen verwandelt das Spießbürgerliche und Kleinstädtische in unserer Brust in etwas Weltbürgerliches und Großstädtisches.

Stille Unterordnung unter Willkür schwächt, stille Unterordnung unter Notwendigkeit stärkt.

Unsere größten Erlebnisse sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.

Wenn der andre sich mit allen seinen Fehlern, die er noch besser kennt als ich, erträgt, warum sollte ich ihn nicht ertragen?

Wenn man beim Stiche der Biene oder des Schicksals nicht stille hält, so reißet der Stachel ab und bleibt zurück.

Wer nicht zuweilen zu viel empfindet,der empfindet immer zu wenig.

Wo es so aussieht als wäre nichts zu tun, ist bereits viel getan worden.

Wurst ist eine Götterspeise. Denn nur Gott weiß, was drin ist.

Zu viel Vertrauen ist häufig eine Dummheit, zu viel Misstrauen immer ein Unglück.

 


Jean Paul (* 21. März 1763 in Wunsiedel; † 14. November 1825 in Bayreuth; eigentlich Johann Paul Friedrich Richter), war ein deutscher Schriftsteller. Er steht literarisch gesehen zwischen Klassik und Romantik. Die Namensänderung geht auf Jean Pauls große Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau zurück.
Quelle: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie