Der Frosch und der Tausendfüßler

Der Frosch und der Tausendfüßler

Ein Tausendfüßler war wieder einmal auf seinen vielen Füßen unterwegs. Da kreuzte ein hüpfender Frosch seinen Weg. Der sorgenvoll philosophierende Frosch, beobachtete den Tausendfüßler mit fragender Mine. Er dachte, wie dieser Wurm sicher auf so vielen Füßen zu gehen vermochte, wo er selbst doch so manches Mal mit seinen vier Füßen nicht zurecht kommt. Das muss ein Wunder sein! Je länger der Frosch vor sich hin sinnierte, desto zahlreicher wurden seine Fragen. Vor allem war da die Frage, wie es der Tausendfüßler wohl anstellte, die Reihenfolge festzulegen, in der er die Füße hob und dann wieder auf den Boden setzte. Ratlos sprang er dem Tausendfüßler in den Weg: „Wurm, du gibst mir Rätsel auf! Deine Art zu laufen kann ich einfach nicht verstehen. Wie kannst mit so vielen Füßen laufen? Es scheint mir ein Ding der Unmöglichkeit zu sein!“

Der Tausendfüßler, völlig erstaunt über diese Frage stammelte nur: „Wenn du mich so fragst, muss ich gestehen, dass ich es gar nicht so recht weiß. Ich laufe doch schon mein ganzes Leben mit diesen Füßen. Und ich muss zugeben, dass ich noch nie so recht darüber nachgedacht habe. Also,“ raunte der Tausendfüßler gedankenversunken vor sich hin… Zum ersten Mal in seinem Leben bewegte er Gedanken über sein Tausendfüßlerdasein. Die Frage des Frosches wurde plötzlich relevant: „mit welchen Fuß begann er seinen Lauf?, War es immer derselbe…?“ Auf das Nachdenken folgte das Ausprobieren. Doch mit der Zuname der Versuche wuchs die Fehlerquote. Schlußendlich waren seine Füße so ineinander verknotet, das er sich nicht mehr rühren konnte und mit einem großen Schnaufen umfiel.

Auf dem Boden liegend, rief er dem Frosch während des mühseligen Sortieren seiner Füße zu: „Stelle solche Frage nie wieder! Mein ganzes Leben bewege ich mich ohne Problem durch die Welt. Deine Frage nach dem Selbstverständlichen fordert mich nicht nur heraus, sie bringt mich an meine Grenzen, droht mich komplett aus dem Tritt zu bringen. Denn das Nachdenken über den ersten Fuß, lässt mich vor der Aufgabe, alle tausend zu bewegen schier verzweifeln.“


Autor unbekannt